Samstag, 17. Mai 2014

São Paulo


Ich war diese Woche in São Paulo auf dem Fußballkongress des Fußballmuseums und der Sportforschungsgruppe Ludens der Universität USP. Es ist viel passiert und ich möchte das jetzt ein wenig zusammenfassen.


Eigentlich wollte ich noch vor Abfahrt einen Post schreiben, da ich das Gefühl habe, dass die Nervosität ansteigt. Es ist etwas wie die Vorweihnachtszeit. Man versucht noch schnell einige wichtige Dinge vor den Ferien zu lösen. Nur, dass statt Geschenken Fanartikel gekauft werden. Teil dieser Nervosität ist, dass immer mehr Streiks stattfinden und gleichzeitig die Leute immer weniger Verständnis dafür haben. Die Polizei in Salvador, das Sicherheitspersonal in Rio und die Busfahrer in Rio und São Paulo streiken.


Am Donnerstag haben dann in mehreren Städten, unter anderem auch in São Paulo, Demos stattgefunden. In São Paulo waren es etwa 1.000 Personen, denen mindestens 1.000 Polizisten gegenüberstanden. Ich konnte den ganzen Abend in verschiedenen Teilen der Stadt die Polizeibewegungen beobachten. Die Demo selber habe ich nur kurz gesehen. Sie war viel kleiner und unaufgeregter, als viele Fernsehkanäle berichteten. 


Auf dem Campus der Universität wurde zur Teilnahme an der Demo aufgerufen. Es ist schon erstaunlich, wie in einem Atemzug WM, Ukraine und Uni-Politik genannt werden. Das Gebäude der Geschichtsfakultät war voller Transparente. Am besten hat mir folgendes gefallen: "Hast du es satt von der Polizei verprügelt zu werden? Komm zur Leichtathletikgruppe unserer Fakultät!"


Ansonsten war São Paulo, wie immer, ein Erlebnis. Wir waren gleich am ersten Abend in unserer Stammkneipe Tiro Liro im Stadtteil Perdizes. In São Paulo gibt es auch den kulinarischen Wettbewerb www.comidadibuteco.com.br und das Tiro Liro hat mit einem Garnelensnack daran teilgenommen. Aber die Kneipe lebt von ihrem portugiesischen Tapas-Büfett, dem Fußballbezug, den Karikaturen von Caruso, dem Stadtteil-Flair und seinen Whiskeyflaschen. Mein Freund und Kollege Enrico hat auch seine Flasche dort gebunkert.  




Von dort ging es weiter in die Fußballkneipe São Cristóvão in Vila Madalena. Natürlich haben wir dort etwa 30 Kongressteilnehmer getroffen. Die Wände des São Cristóvão sind voller Fußball-Devotionalien.


Der Kongress selber wurde von Dr Gunter Gebauer von der FU Berlin, mit einem Vortrag zum Thema „Die Ästhetik des Fußballs“ im Fußballmuseum eröffnet. In den folgenden Tagen fanden dann Vorträge zu diversen Fußballthemen in der USP statt. Meine eigene Forschungsgruppe hat Panels zu den Themen Fans, Sportjournalismus und Vereinspolitik organisiert. Insgesamt ist das Angebot so groß, dass es unmöglich ist, Alles zu verfolgen. Zum Abschluss konnten wir unser Fußballwörterbuch deutsch – portugiesisch in Demonähe vorstellen.


Trotz des reichhaltigen Angebots nutzten wir immer wieder die Zeit, um São Paulo zu erkunden. Die Stadt ist wohl die kosmopilitischste Brasiliens. Das erkennt man auch an den Herkunftsländern der Restaurants. Diesmal haben wir das Biyou´Z mit seinen Spezialitäten aus Kamerun getestet. Fantastisch und günstig. Das Essen erinnert stark an die Küche von Bahia. Es gibt Gerichte, die aus Garnelen, Palmöl und Erdnüssen oder Gemüse gemacht werden, wie Vatapá und Carurú in Salvador. Dazu gab es einen Klos aus Maniok und somit etwas fast Deutsches.



In São Paulos U-Bahnstationen hängen schon die Wegweiser für die WM. Immer mehr Unternehmen machen Werbung mit der WM. 


Am besten fand ich das Busunternehmen, dass mit der Übertragung der Spiele in seinen Bussen lockt. Man kann also verreisen und verpasst trotzdem kein Spiel. Übrigens das Stadion in São Paulo Itaquerão wird morgen, Sonntag, eingeweiht. Die Arena da Baixada in Curitiba wurde am Mittwoch eingeweiht. Damit sind alle Stadien offiziell fertig. Die Sicherheitstests wurden natürlich noch nicht gemacht und die Anfahrtswege sind, Berichten zufolge, eher prekär. 

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