Samstag, 18. Januar 2014

São Paulo FC – Nacional, 5:1


Ich war diese Woche mit einer Gruppe deutscher Fußballfans in São Paulo. Am Dienstag hatten wir das Glück ein Spiel des Juniorenpokals zu sehen. Aber unser erster Weg am Nachmittag führte uns in das Fußballmuseum im Pacaembu Stadion. Das Museum ist sehr empfehlenswert, denn es dokumentiert mit viel Technik, Filmen und guter Laune den brasilianischen Fußball. In der Eingangshalle befand sich eine Sonderausstellung mit dem Titel „Fußball aus Papier“. Gezeigt wurden Sammlerstücke, die Fußballfans als Erinnerung bewahren. Auflage ist es, dass diese aus Papier sein müssen. Unter den Objekten befinden sich Eintrittskarten, Paniniheftchen oder Mitgliederausweise.  
Die Dauerausstellung beginnt im unteren Geschoss mit den Lebensläufen der wichtigsten brasilianischen Spieler. Sehr gelungen finde ich im Anschluss eine Instalation, an der man sich Radiofußballreporter aus verschiedenen Epochen anhören kann. Gleich daneben berichten berühmte Journalisten von den schönsten Toren ihrer Karriere.


Von da geht man in den zweiten Stock durch mehrere Leinwände mit Projektionen von Fangesängen. Der erste Saal im Obergeschoss beschäftigt sich mit den Anfängen des brasilianischen Fußballs. Eine große Figur ist hierbei der deutschstämmige Mulatte Friedenreich, der einer der ersten Dunkelhäutigen war, deen es gelang in den Klubs der Oberschicht zu spielen. Bis in die zwanziger Jahre war der Fußball in Brasilien ein Sport der Oberschicht.


Der zentrale Raum der Ausstellung beherbergt im Anschluss nur ein Video mit den Toren des WM-Finales von 1950. Der Saal hat den Namen „Übergangsritus“, denn das Spiel stellt eine Art „Stunde Null“ der modernen brasilianischen Republik dar. Aber danach begann auch die Siegesserie der Seleção, die im Folgenden, auch historisch eingebettet gezeigt wird. Nach einer Hommage an Pelé und Garrincha betritt man den Raum der “Kuriositäten“. Hier findet man das beste Stück des Museums: eine Tafel zum Thema Schiedsrichter. In ihr ist ein Video eingelassen, in dem Mütter von Schiedsrichtern interviewt werden. Dies ist eine Anspielung auf das Schimpfwort „Hurensohn“, das sich die Schiris oft anhören müssen. Das Obergeschoss endet mit einer filmischen Aufarbeitung markanter Szenen des brasilianischen Fußballs.


Zum Abschluss des Museums findet man neben verschiedenen Spielereien, wie Torwandschießen und Kicker, Informationen zu den verschiedensten Fußballklubs Brasiliens. Dem Museum gelingt es damit aus São Paulo heraus zu gehen und wagt den Versuch ein Fußballmuseum für ganz Brasilien zu sein. Kritisch sehen kann man, dass das Museum etwas unreflektiert die These von Mario Filho übernommen hat, dass Brasilien rassistisch gewesen wäre, aber diesen Rassismus mit Hilfe des Fußballs überwunden hätte. Heute wäre Brasilien das einzige antirassistische Land.


Danach trafen wir ein paar Freunde von der Torcida „Dragões da Real“ und fuhren zusammen mit ihnen im Bus in den Vorort Barueri, um dort die Jugendmannschaften von São Paulo FC und Nacional zu sehen. Schon die Fahrt war sehr spaßig, es wurde massenweise Alk und Rauch konsumiert. Dazu wurden viele Lieder angestimmt. Draußen zog sich ein Gewitter zusammen, das sich am Stadion entlud. Als wir ankamen konnten wir für etwa eine halbe Stunde den Bus nicht verlassen, denn es ergossen sich wahre Wasserfälle.


Aber pünktlich zum Anpfiff waren wir im Stadion. Der Juniorpokal ist ein sehr traditionelles Turnier, das immer im Januar im Bundesstaat São Paulo ausgetragen wird. An ihm nehmen Mannschaften aus ganz Brasilien Teil. Der Pokal dient für viele Fans zur Überbrückung der Sommerpause. Er erlangte Berühmtheit, als es bei seinem Finale im Jahr 1995 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Fans von Palmeiras und São Paulo FC kam. Die Zwischenfälle wurden live im Fernsehen übertragen und verdeutlichten auch, wie wichtig der Wettbewerb ist.



Wir sahen ein Achtefinale bei dem die Jugend von São Paulo FC haushoch überlegen war. Schon zur Halbzeit stand es 5:1. Nacional konnte zu keinem Moment der Partie dagegenhalten. Danach verflachte das Spiel sehr. In Barueri steht ein relativ neues und großes Stadion, das dort von der Stadtverwaltung finanziert wurde, um ein lokales Team in den oberen Ligen zu etablieren. Der Plan ging aber nur vorübergehen auf. Um 23.00h traten wir die Heimreise an und kamen gegen Mitternacht müde im Hotel an. 

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