Montag, 18. November 2013

Fluminense – São Paulo FC, 2:1


Am viertletzten Spieltag liegen die Nerven blank. Der amtierende Meister Fluminense hatte unter der Woche sein Heimspiel gegen den Tabellenletzten Náutico gewonnen und hatte am Sonntag die Chance bei einem erneuten Heimspiel gegen São Paulo den Abstiegsrängen zu entfliehen.


Ich traf David Goldblatt, den Autor von „The Ball is Round – A Global History of Football”, in Copacabana. Gemeinsam gingen wir in die Favela Chapeu Mangueira in Leme. Dort wurde der Wirt David mit seiner Kneipe in den letzten Monaten berühmt für seine Kreationen. Wir bestellen panierte Würstchen mit Chips, Bier und unterhalten uns über CBF-Präsidenten, Fußballübertragungen im Radio und Brasiliens WM-Niederlagen.
Die Bar do David ist auf der Anhöhe einer Favela gelegen. Im Prinzip hat man von hier aus einen tollen Ausblick auf Copacabana, aber – passend zur Tabellensituation von Fluminense – war der Himmel grau und bedeckt. Mitten in unserem Gespräch kam dann so ein gewaltiger Regenschauer hernieder, wie er nur in den Tropen existiert. Wir flohen in das schützende Innere der Bar und waren erst einmal gefangen. Als der Regen nachließ machten wir uns mit Verspätung in Richtung Maracanã auf.


Es waren schon 20 Minuten gespielt und São Paulo war mit 0:1 in Führung gegangen, als wir das Stadion betraten. In der neuen Presseeingangshalle fand ich die Garrinchabüste, die im Oberrang abmontiert wurde. Hier ist sie aber etwas zu versteckt, für meinen Geschmack.


Das Spiel war fürchterlich schlecht. Immerhin waren 37.000 Fans gekommen, um sich mit ihrer Mannschaft gegen den Abstieg zu stemmen. Noch vor der Halbzeit gelang der Heimelf der Ausgleich. São Paulo war mit einer B-Elf angetreten, da sie am Mittwoch das Halbfinale des Copa Sulamericana (so etwas wie die Europa League) austragen werden. Der Sieger der Copa Sulamericana qualifiziert sich für die Copa Libertadores im nächsten Jahr. So konnte São Paulo im sicheren Mittelfeld der Meisterschaft schon mal auf ein paar Punkte verzichten.


In der Halbzeit wurde auf den neuen Großbildleinwänden angekündigt, dass der Star der 2010er Meistermannschaft Dario Conca zu Fluminense zurückkommt. Die Fans feierten die Nachricht. Es wird also scheinbar mit der ersten Liga geplant. Dazu musste aber zumindest dieses Heimspiel gewonnen werden. Die zweite Halbzeit war eine Qual. Es schien, als ob niemand gewinnen wollte. In der 90. Minute köpfte dann der Innenverteidiger Gum doch noch den 2:1-Siegtreffen für die Heimelf. Dadurch, dass Criciúma, Bahia und Portuguesa auch gewonnen haben, bedeutet das jedoch noch lange keine Entwarnung.


Zwei Dinge haben Brasiliens Fußballwelt diese Woche noch bewegt. Erstens gab es eine Protestaktion der Profispieler, die sich „Bom Senso“, etwa „Gesunder Menschenverstand“, nennt. Die Spieler fordern zum einen kürzere Regionalmeisterschaften, um so weniger Spiele austragen zu müssen, und zum anderen mehr Mannschaften in den unteren Ligen, um die kleineren Klubs aktiv zu halten.


Dazu nahmen die Spieler Transparente aufs Spielfeld und blieben eine Minute mit gekreuzten Armen stehen. In São Paulo kündigte der Schiedsrichter an die Aktion nicht zuzulassen und gelbe Karten zu verteilen. Nach kurzer Unterredung schoben sich die beiden Mannschaften (São Paulo und Flamengo) den Ball für eine Minute zu.

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Das zweite Thema ließ dann den gesunden Menschenverstand wieder völlig bei Seite. Flamengo verkündete die Eintrittspreise für das Pokalfinale gegen Atlético-PR. Es wurden Tickets in vier Preiskategorien angeboten: R$250 (€81), R$350 (€113), R$500 (€162), R$800 (€260). Am Donnerstag entschied dann ein Richter, dass es sich um Wucher handeln würde und legte folgende Kategorien fest: R$120 (€39), R$160 (€52), R$200 (€65), R$320 (€104). Immer noch teuer, aber nicht mehr ganz so wahnsinnig.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Flamengo schon knapp 30.000 Tickets verkauft und protestierte gegen die Entscheidung. Am Freitag gab ein anderer Richter Flamengo recht und bestätigte die ursprünglichen Eintrittspreise. Damit ist das brasilianische Pokalfinale teurer als das Champions League Finale. Der angeblich so volksnahe Arbeiterverein zeigt damit seine eklige Seite. Seine treue Anhängerschaft wird im Moment der Entscheidung schlichtweg ausgeschlossen.

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