Donnerstag, 5. September 2013

Manaus

Es folgt die 12. und letzte WM-Stadtbeschreibung.


Die Stadt
Mitten im Amazonas-Regenwald liegt mit der 2-Millionen-Metropole Manaus sicherlich der exotischste WM-Standort. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt einen Kautschukboom, durch den sie binnen kurzem enormen Reichtum anhäufte. Das Zentrum ist voller Paläste aus dieser Zeit – darunter der Justizpalast, das Polizeigebäude und der Rio-Negro-Palast. Ebenfalls ins Auge fällt das Amazonas-Theater, das auch besichtigt und besucht werden kann. Alljährlich findet hier ein Opernfestival statt.


Leider hat die Stadt erheblich an Bedeutung eingebüßt. Viele historische Gebäude verfallen vor aller Augen und das Zentrum macht insgesamt einen renovierungsbedürftigen Eindruck. Es ist zu hoffen, dass die Investitionen für die WM der Stadt neuen Glanz geben können. Das Geld sollte eigentlich vorhanden sein, denn in Manaus befindet sich ein blühendes Industriezentrum in einer Freihandelszone.


Lohnenswert ist ein Besuch des turbulenten Marktes Adolpho Lisboa, wo man sich mit exotischen Produkten vertraut machen kann. Dort gibt es die riesigen Amazonasfische Pirarucu und Tambaqui in voller Größe zu bewundern. Außerdem kann man der Maniokverarbeitung zuschauen. Am Obststand gibt es wohlschmeckende Früchte wie Cupuaçu, Graviola und Tucumã.


Manaus größtes touristisches Kapital ist jedoch der umliegende Regenwald. Kurze Tagesausflüge führen zu Seitenarmen des Rio Negros, an denen man mit etwas Glück Affen, Vögel oder Kaimane beobachten kann. Größte Attraktion ist das Zusammentreffen des Flusses Solimões mit seinem milchig-gelblichem Wasser und des Rio Negros mit seinem – Nomen est Omen - schwarzem Wasser. Auf Grund verschiedener Dichtegrade vermischen sich die beiden Ströme über mehrere Kilometer kaum, während sie gleichzeitig den Amazonas bilden. Ein wenig weiter entfernt sind einige Nationalparks wie Jaú oder Anavilhanas, wo man zwischen Süßwasserdelfinen schwimmen kann.


Die Küche des Amazonas unterscheidet sich beträchtlich von der im restlichen Brasilien. Das liegt vor allem an der säuerlichen Manioksauce Tucupi, in der Enten und Fische zubereitet werden. An Straßenständen wird die Tacacá-Suppe mit Garnelen gereicht. Aus dem Maniok wird aber auch eine Vielzahl verschiedener Mehlsorten produziert, deren Körner manchmal so hart sind, dass man sie kaum beißen kann. Hauptnahrungsmittel sind Fische wie Tucunaré, Tambaqui oder Pirarucu, die gekocht, gegrillt oder frittiert serviert werden.


Interessant sind einige lokale Früchte. Die Palmfrucht Tucumã verwendet man zusammen mit Käse in Sandwiches. Der süße Açaí wird zu Mus verarbeitet und aus Bechern gelöffelt. Schließlich werden aus Cupuaçu Kompotte oder Bonbons hergestellt. Lokale Eisdielen haben diese Früchte natürlich ebenfalls in ihr Sortiment aufgenommen. Manaus wird so zu einer kulinarischen Entdeckungstour.



Der Fußball
Der Fußball in Manaus befindet sich in einer schweren Krise. Nicht einmal für die vierte Liga konnte sich 2012 eines der vier großen Teams der Stadt qualifizieren. Das führt dazu, dass die Vereine nur für die Amazonasmeisterschaft im ersten Halbjahr eine Mannschaft zusammenstellen und die Spieler für das zweite Halbjahr entlassen. Insofern ist höchst fraglich, wer das anstelle des abgerissenen Vivaldãos errichtete neue WM-Stadion einmal nutzen soll.

Alle vier Vereine sind in lokalen Fanszenen verwurzelt und spielten mitunter schon in der ersten Liga. Nacional ist der älteste Verein des Quartetts und schaffte es in den 1970er Jahren bis in die oberste brasilianische Spielklasse. 1930 gab es einen ernsten Streit, der zum Austritt einiger Spieler führte. Diese gründeten mit dem Verein FAST den bislang am wenigsten erfolgreichen Klub der großen Vier.



Das traditionsreiche Stadtderby ist das Duell zwischen Nacional und Rio Negro. Der wie Nacional 1913 gegründete Rio Negro Clube hat sein Vereinsheim im Stadtzentrum, wo er regelmäßig Aufsehen erregende Tanzbälle abhält. Bis vor wenigen Jahren war Rio Negro noch in der zweiten bzw. dritten nationalen Liga am Ball, ehe man zweimal in Folge absteigen musste. São Raimundo spielte bis 2006 in der zweiten Liga Brasiliens. Dann wurde auch er durchgereicht und kämpft sich jetzt durch die Amazonasmeisterschaft.


Nacional Futebol Clube
Gegründet: 13. Januar 1913
Trikots: blaue Hemden, blaue Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 41 Mal
Wichtige Spieler: Pepeta, Campos, Dadá Maravilha, Marinho Macapá
Internet: www.nacionalfc.com.br

Atlético Rio Negro Clube
Gegründet: 13. November 1913
Trikots: weiß-schwarze Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 18 Mal
Wichtige Spieler: Reinaldo, Denilson, Silva, Tobias
Internet: www.rionegroclube.com

São Raimundo Esporte Clube
Gegründet: 18. November 1918
Trikots: blau-weiße Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 7 Mal
Wichtige Spieler: Bolo, Caroço, Delmo, Waldir

Nacional FAST Clube
Gegründet: 8. Juli 1930
Trikots: rot-weiß-blaue Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 6 Mal
Wichtige Spieler: Adinamar Abib, Orange, Zequinha Piola

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