Montag, 9. September 2013

Fluminense - Bahia, 1:0


Es passierte viel an diesem Wochenende: WM-Quali, Nationalfeiertag, Demos, Freundschaftsspiel, Entscheidung zur Olympiastadt und ganz normale Ligaspiele. Am Freitag wollte ich mich der WM-Quali widmen und musste feststellen, dass meine acht (!) Sportsender nachmittags 3x Spanien – Finnland, 2x Italien – Bulgarien, 1x Nordirland – Portugal und 2x Tennis zeigten. Da hätten sie sich schon besser absprechen können und Deutschland – Österreich und Irland – Schweden mit ins Programm aufnehmen können. Am Abend kam dann eine Aufzeichnung des Deutschlandspiels und nachts die Niederlage von Klinsis Boys. Ja, das brasilianische Fernsehen hat wieder einmal die südamerikanische Quali ignoriert. Es ist unglaublich.


Am Samstag schlug Brasilien Australien mit 6:0, während ich mich zum Ligaspiel Fluminenses gegen Bahia begab. Im Zentrum sah ich noch eine kleinere Demo vor dem Stadtrat bei der sich genauso viele Polizisten, wie Demonstranten einfanden. An der Metro traf ich mich dann mit meinem australischen Kollegen Anthony, der die Niederlage seiner Nationalmannschaft gefasst nahm. Am Stadion angekommen trafen wir eine us-amerikanische Filmcrew, die uns versprach, uns nach Hollywood mitzunehmen, wenn wir uns als deutsche Fans ausgeben würden. So machten wir aus Anthony kurzer Hand einen Deutschen und ließen uns auf die Gegengerade einladen.
Dadurch hatten wir Zugang zu einem Bereich, der in den letzten Monaten oftmals R$200 (€70) Eintritt gekostet hat. Gestern hat Fluminense plötzlich massiv die Preise gesenkt, da das Team zum einen in einer Krise steckt und sich auf dem 16. Tabellenplatz befindet und da zum anderen deshalb (und wegen der hohen Preise) die Fans nicht mehr zu den Spielen kamen. Somit kostete gestern die Gegengerade R$40 und die Kurve R$20. Offiziell wollten 28.000 Zuschauer die Partie sehen, die Zahl erscheint mir aber übertrieben, denn die Haupttribüne und die Auswärtskurve waren praktisch leer und die Gegengerade war auch nicht gut gefüllt.


In diese Gegengerade kommt man über eine klimatisierte Halle, die sehr an einen Shopping Center oder ein Kongresszentrum erinnert. Die Wände sind mit einem Fake-Holz ausgelegt und in der Mitte stehen Inseln mit Barhockern. Überall hängen Fernseher. Auf der Tribüne haben die Sitze einen Überzug bekommen, damit man weicher sitzt. Das Publikum in diesem Sektor hat sich das ganze Spiel über nicht bewegt und auch keine Lieder gesungen. Für das Kamerateam war das ganz gut, denn so konnten sie ohne Tumult filmen.


Das Spiel war absolut fürchterlich. Keine der beiden Mannschaften bekam vernünftige Spielzüge auf die Reihe und erarbeitete sich somit auch keine Torchancen. Man muss sich fragen, wie Fluminense letztes Jahr die Meisterschaft gewinnen konnte. Irgendwann konnte der Torwart dann einen Freistoß nur abklatschen und Biro Biro verwandelte zum Sieg der Heimmannschaft. Fluminense hat diesen Sieg dringend benötigt, um sich ein bisschen den Abstiegsrängen zu entfernen.


Bahia, die Mannschaft aus Salvador im Nordosten Brasiliens, hingegen begann die diesjährige Meisterschaft ganz gut, befindet sich jetzt aber im freien Fall. Das war aber auch so erwartet worden. Bahia wird sogar zu den 13 großen Klubs Brasilien gezählt, aber der letzte nationale Titel liegt inzwischen 25 Jahre zurück. 


Nach dem Spiel trafen Anthony und ich Leda, um in die Kneipe Da Gema in Tijuca zu gehen. Den Weg legten wir mit einem Taxi zurück, dessen Fahrer sein GPS Gabriela getauft hat.
Da Gema ist eine der kreativsten Wirtschaften Rio de Janeiros beim Umgang mit traditionellen lokalen Rezepten. Sie nimmt alljährlich an dem Wettbewerb „Comida di Buteco“ teil und konnte schon mehrfach gewinnen. Dieses Jahr waren sie zum Beispiel mit dem Gericht „Atoleiro Carioca“, einem Eintopf aus Maniok und Rindfleisch, erfolgreich. Das Gericht wurde an dem traditionellen „Vaca Atolada“ (wörtlich festgefahrene Kuh) angelehnt, nur, dass eine Kressen-Pesto und Würste zugefügt wurden. Die Kressensauce ist sehr gut gelungen.


Außerdem bestellten wir die Bohnenbällchen, die vielleicht etwas zu schwer geraten sind, und ein Gericht, das Da Gema Fondue getauft wurde. Letzteres bestand aus einem Maisbrei, ein paar Rippchen und Würstchen. Der mit Speck angereicherte Maisbrei war hervorragend. Wir verstanden nur nicht, warum das Gericht Fondue genannt wurde.



Schließlich gab es gestern noch das Spiel Tupi gegen Aparecidense 2:2 in der Serie D, also vierte Liga, bei dem der Masseur von Aparecidense ein Tor verhinderte. Schade für Tupi, aber das Video ist Klasse:

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