Dienstag, 18. Juni 2013

Belo Horizonte

Die Stadt
Dritte wichtige Metropole im Südosten Brasiliens ist mit Belo Horizonte die Hauptstadt des Bundesstaates Minas Gerais. Ihre starke wirtschaftliche Bedeutung stützt sich auf Bodenschätze und Viehhaltung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Minas Gerais derart bedeutend, dass die Präsidenten Brasiliens nach dem sogenannten Kaffee- (São Paulo) und Milch-Prinzip (Minas Gerais) ausgewählt wurden.


Bis 1897 war die malerische Goldgräberstadt Ouro Preto Hauptstadt von Minas Gerais. Sie ist heute eine touristische Attraktion. Dann beschlossen führende Politiker, dass Ouro Preto aufgrund geographischer Gegebenheiten kaum würde wachsen können und bauten Belo Horizonte als geplante Stadt im Schachbrettmuster auf. Heute ist Belo Horizonte eine der größten Städte Brasiliens und hat eine lebendige Kultur. Neben Theatern und Museen lockt der Stadtteil Savassi mit einem anregenden Nachtleben. Unmittelbar neben dem Fußballstadion Minerão findet man die künstliche Pampulha-Lagune, die von einigen der herausragendsten brasilianischen Künstlern geschaffen wurde: Oscar Niemeyer, Burle Marx und Cândido Portinari. Namentlich die São-Francisco-Kirche ist ein Meisterwerk.



Es lohnt sich aber auch, das Hinterland des Bundesstaates Minas Gerais zu erkunden. Da gibt es zum einen die barocken Städte Mariana, Diamantina, Congonhas, Tiradentes und das schon erwähnte Ouro Preto. Das Goldfieber im 18. und 19. Jahrhundert hat hier unbeschreibliche Reichtümer und malerische Stadtkerne hinterlassen. Zum anderen findet man in Inhotim das wichtigste Museum für zeitgenössische Kunst Brasiliens. Der Unternehmer Bernardo Paz hat 2004 einen Park bauen lassen, um seine private Sammlung dort unterzubringen. Es kombiniert Landschaftsgestaltung mit bildenden Künsten.


In Minas Gerais gibt es vier Nationalparks. Serra da Canastra und Serra do Cipó sind von Belo Horizonte aus relativ leicht zu erreichen. Man kann hier ein Bad in den Wasserfällen nehmen, die lokalen Käsesorten probieren oder nachts den seltenen Mähnenwolf beobachten. Weiter im Norden liegen die Parks Grande Sertão Veredas und Cavernas do Peruaçu mit ihren Steppenlandschaften. Letzterer bietet ein Höhlensystem mit Malerei aus der Steinzeit als Attraktion.


In Brasilien gilt die Küche von Minas Gerais als die beste des Landes. In vielen Restaurants kann man sich direkt aus in Holzöfen gegarten Eintöpfen aus Kürbis oder Bohnen mit Fleisch und Hähnchen sowie Okragemüse bedienen. Alljährlich findet in Belo Horizonte der kulinarische Wettbewerb „Comida di Boteco“ statt, bei dem das beste Gericht prämiert wird. Maniok, getrocknetes Fleisch, Innereien, Pastetchen, Bällchen, das bittere Gemüse Jiló sowie arabische Gerichte sind fester Bestandteil der regionalen Speisekarten. Neben den verschiedenen Fleischsorten werden auch die Süßwasserfische Forelle und Surubim gereicht.


Bei den Nachspeisen besteht die Qual der Wahl zwischen Hunderten von Kompotten, Karamelsaucen und eingemachtem Kokos. Zudem ist Minas Gerais der größte Käseproduzent Brasiliens. Und auch wenn der Zuckerrohrschnaps Cachaça in ganz Brasilien angeboten wird scheint es, als würde in Minas Gerais jeder Haushalt seinen eigenen brennen - und einer ist besser als der andere.


Der Fußball
Auch Belo Horizonte bietet mit Atlético und Cruzeiro zwei Traditionsvereine und Gründungsmitglieder des „Clube dos 13“. Bis zur Einweihung des Mineirão-Stadions 1965 galt der Fußball in Minas Gerais allerdings als provinziell. Seitdem tragen beide Mannschaften ihre Heimspiele in dem Stadion aus, das für die WM 2014 komplett renoviert wird.
Atlético ist der ältere der beiden Klubs und gilt als der Verein der Massen. Zwar konnte man die Staatsmeisterschaft von Minas Gerais häufiger gewinnen als der Stadtrivale, auf nationalem Niveau haftete dem Verein aber das Pech an den Fußballstiefeln. Ausgerechnet als Atlético Anfang der 1980er die wohl beste Mannschaft seiner Geschichte aufbieten konnte, stand dem Team im Meisterschaftsfinale Flamengos Jahrhundertelf um Zico und Júnior gegenüber.


Mehr Glück hatte der von Italienern gegründete Klub Cruzeiro, der im Blau der Squadra Azzurra spielt. Der Verein nannte sich zunächst Palestra Italia, musste diesen Namen aber während des Zweiten Weltkriegs ändern. Cruzeiro konnte sogar zweimal die Copa Libertadores gewinnen und traf im Weltpokalfinale jedes Mal auf deutsche Teams. 1976, als der Wettbewerb noch in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde, verfolgten 113.000 Menschen ein 0:0 gegen Bayern München (Hinspiel 0:2) und 1997 unterlag Cruzeiro Borussia Dortmund mit 0:2.
In Belo Horizonte befindet sich außerdem das Independência-Stadion, in dem der Oberschichtverein América spielt und das zur WM 1950 eingeweiht wurde. Damals fanden drei Spiele in Belo Horizonte statt: Jugoslawien gegen Schweiz (3:0), USA gegen England (1:0) und Uruguay gegen Bolivien (8:0). Der 1:0-Sieg der USA gilt als eine der größten Sensationen der Fußballgeschichte und wurde inzwischen sogar verfilmt.

Clube Atlético Mineiro
Gegründet: 25. März 1908
Trikots: schwarz-weiße Hemden, schwarze Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 41 Mal
Brasilianischer Meister: 1971
Wichtige Spieler: Reinaldo, Dadá Maravilha
Internet: www.atletico.com.br

Cruzeiro Esporte Clube
Gegründet: 2. Januar 1921
Trikots: blaue Hemden, weiße Hosen
Titel:
Staatsmeisterschaft: 36 Mal
Brasilianischer Meister: 1966, 2003
Brasilianischer Pokal: 1993, 1996, 2000, 2003
Copa Libertadores: 1976, 1997
Weltpokal: Die Finalspiele wurden gegen Bayern München (0:2, 0:0) und Borussia Dortmund (0:2) jeweils verloren.
Wichtige Spieler: Ronaldo Fenômeno, Tostão

Internet: www.cruzeiro.com.br

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