Donnerstag, 16. Mai 2013

All die schönen Jungs mit blauen Anzügen



Die FIFA hat diese Woche ihre letzte Inspektionsreise in Brasilien vor dem Confed Cup durchgeführt. Diese Reise wurde gestern im Maracanã abgeschlossen. Für mich war das die Gelegenheit das „Neue Maracanã“ auch mal von innen zu sehen. Ich konnte viele und große Veränderungen bestaunen, die mich überwiegend positiv beeindruckten.
Natürlich ist es schade, dass leider die Stehplätze diesen Modernisierungen zum Opfer fallen. Das ist natürlich ein Stimmungskiller. Aber auf der anderen Seite wurden durch den Umbau viele alte Probleme endlich gelöst. Da ist erst mal die Frage des Zuschauerstroms. Früher gab es nur zwei Rampen und im Obergeschoss einen Rundgang, der viel zu eng war. Es dauerte oftmals eine halbe Stunde, bis man aus dem Stadion kam. Es wurden vier neue Rampen gebaut und der Korridor wurde verdoppelt. Es gibt jetzt einen äußeren Korridor, als Zugangsweg, und einen inneren, in dem sich die Snackbars und WCs befinden. So verringert man auch das Problem, das Schlangen an den Getränkeverkäufern den Gang zustellen.


Durch die Verdoppelung des Rundgangs wurde die Tribüne näher ans Spielfeld geschoben. Diese wurde als eine durchgehende Tribüne, statt dem doppelstöckigen Ober- und Unterrang, gebaut. Dadurch (und wegen der fehlenden Stehplätze) wurde zwar das Fassungsvermögen beträchtlich verkleinert (jetzt 78.838), aber der Zuschauer sitzt viel näher am Geschehen und hat somit eine bessere Sicht. Früher gab es einen Graben um das Spielfeld, um Invasionen des Spielfeldes zu verhindern. Dieser Graben existiert nicht mehr und stattdessen gibt es jetzt Notausgänge in Richtung Spielfeld.


Wenn man auf die Tribüne tritt ist der erste Eindruck, dass das Stadion jetzt viel leichter und luftiger wirkt. Zwischen Dach und Tribüne wurde eine Öffnung freigehalten, damit Luft im Stadion zirkulieren kann. Früher war das Maracanã sehr heiß und stickig. Das Dach ist nicht mehr aus Beton, sondern aus leichtem Stoff und konnte so bis an den Spielfeldrand erweitert werden. Sehr gelungen fand ich auch die Farbkombination des Mosaiks aus gelben und blauen Sitzen. Insgesamt ist die Architektur einfach schön anzusehen.


Der FIFA-Sekretär Jerome Valcke war dann auch auf der Pressekonferenz sehr gut gelaunt und beglückwünschte die Baufirma: „Es ist schon beeindruckend was Menschen schaffen können.“ Das Thema Maracanã scheint damit auch für die brasilianische Presse erledigt zu sein, so dass sich die Fragen der lokalen Presse auf das Stadion in São Paulo bezogen. Als eine Journalistin fragte, ob es denn passieren könnte, dass Rio die Spiele São Paulos übernimmt, antwortete Valcke: „Ja, sind sie denn nicht zufrieden? In Rio werden drei Spiele des Confed Cups und sieben der WM stattfinden. Außerdem dürfte es sie besonders freuen, dass sich das FIFA-Headquarter in Rio befindet. All die schönen Jungs mit blauen Anzügen“. Damit hatte er natürlich die Lacher auf seiner Seite.


Bebeto und Ronaldo sind Mitglieder der OKs und sitzen deshalb bei Pressekonferenzen immer mit am Tisch, aber nie wird an sie eine Frage gestellt. Sie haben eher dekorative Aufgaben, denn es ist natürlich interessanter ein Foto von einem berühmten Spieler, als von einem FIFA-Funktionär zu schießen. Als aber zum vierten Mal eine Frage zum Stadion São Paulos auftauchte, schaltete sich Ronaldo in das Gespräch ein: „Kollegen, es gibt eine Simultanübersetzung. Man muss nur die Kopfhörer aufsetzen, dann versteht man auch die Antworten und muss nicht Alles mehrfach fragen.“  


Das Maracanã ist also von innen fertig, aber von außen nicht. Die Wege wurden noch nicht gepflastert, es gibt noch keine Kassenhäuschen und Baufahrzeuge gehören weiterhin zum Straßenbild. Aber man sieht auch hier, dass die Bauarbeiten in den letzten vier Wochen große Fortschritte gemacht haben. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dann könnte man tatsächlich bis zum 15.06.2013 fertig werden. Allerdings wird es für die Normalbevölkerung zumindest beim Confed Cup noch keine Parkplätze geben.


Ich habe auch das Gefühl, dass die Brasilianer sich die Sache mit den Stehplätzen nochmal überlegen werden. Man kann ja nach der WM wieder einige Sitze herausnehmen und so in einigen Sektoren hinterm Tor Stehbereiche schaffen. 

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