Montag, 25. Februar 2013

Audax – Quissamã, 0:0



Zum letzten Spieltag der ersten Phase der Riomeisterschaft hatte ich mich mit Leda und Carol beim Spiel Audax – Quissamã verabredet. Da alle Spiele zeitgleich sein mussten, wurde die Begegnung ins Stadion von Olaria verlegt. Ich beschloss diesmal mit dem Bus und nicht mit dem Zug zu fahren, was aber keine wirklich gute Idee war. Erstens hält der Bus an jedem Gartenzaun und braucht deshalb ziemlich lang, Zweitens fährt er mitten durch die Favela Complexo do Alemão und Drittens befindet sich seine Endhaltestelle so weit vom Stadion entfernt, dass man noch in eine andere Linie umsteigen muss.
Trotzdem musste ich noch ein gutes Stück zu Fuß zurücklegen. Nachdem ich diese Etappe geschafft hatte, gönnte ich mir erst einmal schwitzend eine Guaraná-Limonade in der Stadion-Snackbar. Da ich aber schon spät dran war, wollte ich mit der Dose in der Hand auf die Tribüne gehen, um den Anpfiff nicht zu verpassen. Aber nichts da! Das freundliche Sicherheitspersonal hielt mich zurück, denn meine Dose könnte ja zur Waffe werden.
An diese Vorschriften hat man sich inzwischen bei großen Spielen gewöhnt, aber hier bei den Provinzvereinen und wenigen hundert Zuschauern erscheint das doch übertrieben. Inklusive habe ich den Eindruck, dass der Verein Olaria da nicht so pingelig wäre. Aber gestern hatte Audax Heimrecht und die haben ihre eigen Normen und eigenes Sicherheitspersonal.
Dazu muss man wissen, dass Audax - aus der Stadt São João de Meriti in der Peripherie Rio de Janeiros - Teil der brasilianischen Supermarktkette Pão de Açucar – Sendas – Extra ist. Es handelt sich also nicht um einen gemeinnützigen Verein, sondern um ein Wirtschaftsunternehmen. Der Klub existiert, um junge Talente auszubilden und meistbietend zu verkaufen. Gleichzeitig möchte man den Synergieeffekt nutzen und für die Supermärkte werben. Deshalb ist man um ein möglichst perfektes und cleanes Auftreten bemüht. Das heißt, dass in Sicherheitspersonal investiert wird. Aber man pflegt auch eine Corporate Identity mit
Maskotchen (Ich hatte auch den Eindruck, dass Nilton, der Hund, für seine Fantätigkeiten bezahlt wird.):

 
Rockiger Vereinshymne:


Und Werbegeschenken (In der Halbzeitpause wurde Trikots und Schlüsselanhänger verteilt:


Audax existiert zweimal in Brasilien, denn der Konzern besitzt auch eine Filiale in São Paulo. Dem Verein mangelt es in keinster Weise an Geld. Aber insgesamt wirkt der Klub und das ganze Ambiente doch schon sehr steril. In der Halbzeitpause informierten sich die Zuschauer in der Snackbar über die Halbzeitstände der anderen Begegnungen, immerhin ging es gestern um den Einzug ins Halbfinale.


Ich machte mich in der zweiten Halbzeit in die Gegengerade auf, wo sich etwa 50 Fans von Quissamã verliefen. Die Stadt Quissamã liegt im Norden des Bundesstaates Rio de Janeiro am Meer. Der Verein wird von der Stadtverwaltung gesponsort, die auch einen Bus für die Fans gezahlt hat. So traf ich eine kleine Percussionsgruppe, die trotz drückender Hitze unermüdlich die Sambatrommeln bearbeiten. Daneben gab Amanda – ihr Cheerleader – Alles für den Verein. Darum herum gesellte sich ein Trupp älterer Herrschaften, die schon mächtig vorgeglüht hatten.


Sie sahen im Übrigen ein sehr unterhaltsames Spiel, dass auch 3:3 oder 4:4 hätte ausgehen können. Der Zufall vernagelte aber leider die Tore. Beide Teams gaben Alles und kamen so zu exzellenten Torchancen. Doch immer war noch ein Pfosten oder ein Körperteil der Torwarte dazwischen. In der Zweiten Halbzeit begannen die Spieler dann mehrfach mit dem Schiedsrichtergespann zu streiten, was überraschender Weise zu keiner Karte führte.


Unser geliebtes Original do Brás ist leider an Sonntagen geschlossen, deshalb beschlossen wir in die Südzone zurückzufahren und im Pavão Azul in Copacabana zu essen. Pavão Azul ist einer der traditionellsten und bekanntesten Botequins Rio de Janeiros und ist trotzdem günstig. Er bietet nur eine kleine Auswahl klassischer Gerichte an und kann sich so ohne Experimente auf die Qualität konzentrieren. Wir bestellten exzellente Pataniscas aus Kabeljau (so ähnlich wie Kabeljaubällchen, nur ohne Kartoffeln in der Teigmasse), ein Garnelenrisotto (ein Klassiker der Carioca-Küche) und Milchpudding zum Nachtisch. Hervorragend!


Ach ja: die erste Phase wird jetzt in Play-offs entschieden. Wie erwartet haben sich die vier großen qualifiziert. Am nächsten Samstag wird Vasco auf Fluminense und am Sonntag Flamengo auf Botafogo treffen. 

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