Sonntag, 27. Januar 2013

Nova Iguaçu – Duque de Caxias, 3:0



Pünktlich 15.00h gehe ich durch die Schwingtüren der Bar Brasil, die früher einmal Bar Berlin hieß, in der Lapa und treffe meine Mitstreiterinnen Leda und Carol. Wir trinken noch ein Bier und begeben uns dann zu Carols Auto, um in die Stadt Nova Iguaçu zu fahren. Sie liegt in der Peripherie Rio de Janeiros, die Baixada – Flachland -genannt wird. Etwa eine Stunde sind wir auf der Stadtautobahn unterwegs. Durchgehen ziehen Häuser an uns vorbei, so dass man gar nicht merkt wann eine Stadt aufhört und wann die nächste beginnt. Den Ausfahrtsschildern zu Folge passieren wir die Städte Duque de Caxias, São João de Meriti und Belford Roxo, bis endlich die Ausfahrt Nova Iguaçu kommt.
Schon kurz nach der Ausfahrt erleuchtet das ganz in orange gehaltene Stadion des heimischen FC, der heute das Derby der Baixada gegen den Duque de Caxias FC austragen wird. Gleichzeitig wird das auch das Duell der „Roten Laternen“, denn beide Vereine sind Tabellenletzter in ihrer jeweiligen Gruppe.
Das Stadion „Laranjão” macht zunächst einen sehr abweisenden Eindruck. Die durchgehende orangene Mauer wirkt eher wie eine Festung. Am Eingang ist ein Schild befestigt, mit dem Hinweiß „Zugang für bewaffnete Personen verboten“. Hinter dem Stadion öffnen sich jedoch die weiten Trainingsplätze und das eigentliche Vereinsgelände. Der Nova Iguaçu FC ist kein allgemeindienlicher Klub, sondern wurde 1990 von einer Gruppe von Unternehmern gegründet, um Spieler auszubilden und an ihrem Verkauf zu verdienen.


Deswegen findet man hier, weit entfernt von dem Glamour der Copacabana, perfekte Trainingsmöglichkeiten, um eine Profikarriere zu starten. Es gibt ein Spielerinternat, Räume für Ärzte und Physiotherapeuten, Fitnessstudio und ein Schwimmbad. In der Mitte wurde eine kleine Kantine und ein Fanshop errichtet, in dem man das knallorangene Trikot und Havaianas erstehen kann.
Im Gegensatz dazu macht das Stadion einen sehr improvisierten Eindruck. Für Nova Iguaçu FC wäre es am besten, wenn man nur einen Platz bräuchten, von dem aus man die Spiele ins Internet überträgt, um so seine Spieler interessierten Käufern zu präsentieren. Aber der lokale Fußballverband hat mit Zwangsabstieg gedroht und so den Verein dazu gezwungen, ein Stadion zu bauen. Notdürftig wurde eine Heim- und eine Auswärtstribüne errichtet, die insgesamt 3.000 Personen Platz bieten. Der Rest wurde mit Bretterverschlägen versteckt. Die Pressetribüne ist ein Türmchen mit Wellblechdach, ohne Klimaanlage und genau im Winkel der untergehenden Sonne.


Der Verein verdient sein Geld mit dem Spielerverkauf und nicht mit seinen Fans. Trotzdem treffe ich in der Kantine den Fanklub Manguaçu mit seinem Sprecher André. Er erklärt mir: „Ich erwarte heute einen deutlichen Sieg. Wir müssen aus dem Tabellenkeller raus und unsere Mannschaft ist stärker als Duque de Caxias. Wir müssen unsere Heimspiele gegen die kleinen Vereine gewinnen. Gegen die Großen wird es schwer.“ „Hast du noch einen anderen Klub?“, frage ich. „Nein, wir sind hier nur Nova Iguaçu. Und das von Kindesbeinen an. Ein anderer Klub kommt nicht in Frage.“ „Naja“, denke ich mir, „damals war der Verein noch gar nicht gegründet“. Aber lassen wir es so stehen.


Das Spiel wurde von Abwehrfehlern bestimmt. Zur Halbzeit hätte es gut und gerne 4:4 oder 5:5 stehen können. Aber die Stürmer von Duque de Caxias machten nichts aus ihren Chancen und so gingen die Mannschaften mit einem 2:0 für Nova Iguaçu in die Kabinen. In der zweiten Halbzeit flachte das Spiel ab. Nova Iguaçu beschränkte sich aufs Verteidigen und Konter. Bis dann die Nummer 26 eingewechselt wurde und zu unserer Freude noch ein paar Zauberstückchen aufführte. Eines führte zum 3:0 Endstand für die Hausherren.


Andrés Jungs versuchten das ganze Spiel über die wenigen Zuschauer anzufeuern, was nicht wirklich gelang. Zur zweiten Halbzeit kam noch ein zweiter Fanklub „Garra Iguaçuana“ – Die Klauen – auf die Tribüne. Seine Mitglieder sind etwa 15-jährige Jugendliche, die gewartet haben, bis sie umsonst eingelassen wurden. Sie machten etwas mehr Party. Nach Schlusspfiff treten Leda, Carol und ich unter strömendem Regen, die Rückreise an.
Am Sonntagabend erwartet Rio de Janeiro den ersten großen Klassiker des Jahres zwischen Botafogo und Fluminense. Die Vereine haben sich auf eine erneute Eintrittserhöhung geeinigt. Der billigste Platz kostet jetzt 60 Real (etwa 22 Euro)! Das Spiel wird da wohl leider wieder vor leeren Rängen stattfinden.

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